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Wie kriegt man Lesemuffel zum Lesen?

Wie kriegt man Menschen, die nicht gerne lesen, dazu, ein Buch in die Hand zu nehmen und im Sog der Literatur einzutauchen? Schwierige Frage, die jedoch eine einfache Lösung bietet: Man muss nur die richtigen Bücher empfehlen, die einen sofort gefangen nehmen. Erst wenn man tief in der Welt der Sprache versunken ist, versteht man das berühmte Kafka-Zitat: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“

Von Daniel Zemicael

 


 

Ich rede gerne mit fremden Menschen. Einmal hatte ich die Idee, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, die gedankenverloren auf ihr Smartphone starrten. Die Antwort auf meine Frage, ob sie gerne Bücher lesen, fiel immer gleich aus: Bücher sind schwierig oder sogar langweilig. Klar, wenn man mit der neuen Young-Adult-Literatur konfrontiert wird, die heutzutage der letzte Schrei zu sein scheint, stößt man des Öfteren auf unterkomplexe Geschichten. Doch die Literatur ist mehr als nur Dark-Romance, Fantasy von Sarah J. Maas oder Softporno; sie hat mehr zu bieten, als sich an diverse Tropes zu orientieren, in denen altbekannte Muster holzschnittartig abgespult werden.

 

Im Gespräch mit den überwiegend männlichen Jugendlichen brachte ich einen Vergleich, mit der Hoffnung, dass ich sie damit erreichen könnte: Wenn man an einem Boxkampf teilnimmt und sieht, dass der Gegner ein Hüne ist, mehr Kraft und Energie besitzt, rennt man doch nicht aus dem Boxring, sondern will dem anderen und vor allem sich beweisen, dass man es schaffen kann und schaffen wird. Also ran und nicht aufgeben! Mit diesem motivierenden Spruch überzeugte ich sie.

 

Aber was soll man denn lesen? Ganz einfach: Man schaue sich seine Interessen an und suche dementsprechend Bücher, die diese Themen behandeln. Das ist schon mal der beste Einstieg. Wenn man sich von den eigenen Lieblingsthemen etwas gelöst hat, könnte man sich in andere thematische Gefilde trauen. Dabei sollte man blind für die Unterscheidung zwischen Hoch- und Unterhaltungsliteratur sein.

 

Es spielt erstmal keine Rolle. Der Geschmack bildet sich im Nachhinein während der Lesetour. Man befindet sich als neuer Leser quasi in der Lesepubertät, ist noch etwas orientierungslos, probiert Verschiedenes aus, ist noch in der Entwicklung. Man sollte einfach nur viel lesen. Um aber Orientierungshilfe zu leisten, folgen nun hier meine Tipps:

Für alle, die glauben, Young-Adult-Romane bestehen nur aus Fourth Wings und der Maxton-Hall-Reihe

Der Fänger im Roggen von J.D. Salinger

 

Im Jugendalter ist man in der Orientierungsphase, deswegen rate ich jungen Lesern zwischen 14 und 19 Jahren die Lektüre von „Der Fänger im Roggen“. Dieser Prototyp der New-Adult-Literatur, der bereits 1951 in den USA erschien, handelt von dem 16-jährigen Holden Caulfield. Der unangepasste Junge – heute würde man Systemsprenger zu ihm sagen – schlendert nach einem Schulverweis durch New York und versucht, inmitten dieses Schmelztiegels einen Sinn im Leben und eine Zukunft zu finden, die ihm Halt gibt.

 

Der Roman ist geschrieben, als ob er heute veröffentlicht worden wäre. Ohne modische Peinlichkeiten wird hier eine unverfälschte Jugendsprache wiedergegeben, die vor allem sehr junge Menschen sofort ansprechen könnte. Gerade die Sprache ist der Köder, der den jungen Leser nicht mehr loslässt und ihn in eines der intelligentesten und unterhaltsamsten Jugendbücher hineinzieht, das das Prädikat „zeitlos“ längst verdient hat.

 

 

Für alle, die glauben, Krimis sind doch diese langweiligen Fernsehfilme im ZDF

Die New-York-Trilogie von Paul Auster

 

Der kürzlich verstorbene Schriftsteller Paul Auster war dafür bekannt, die Postmoderne lange noch aufrechtzuerhalten. Alles, was er schrieb, wurde ein großer Erfolg, nebenher drehte er zusammen mit Wayne Wang „Smoke – Raucher unter sich“, einen der schönsten Filme überhaupt, und gehörte zu New Yorks Bohème. Sein Durchbruch war die besagte Trilogie, die kurzerhand das Krimi-Genre auf den Kopf stellte.

 

Sie beginnen, wie man es von Krimis eben kennt, um dann den Leser in einen Sog hineinzuziehen, den man einen surrealen Wahnsinn nennen kann. Die drei Romane sind heutzutage immer in einem Band zu erwerben.

Für alle, die glauben, dass Pulp Fiction erst mit dem gleichnamigen Film von Quentin Tarantino exisiert

Der Mörder in mir von Jim Thompson

 

Pulp Fiction waren Romane und Kurzgeschichten, die in sogenannten Pulp-Magazinen erschienen. Die Blütezeit waren die 30er Jahre, wo es diese Magazine für ein paar Cent zu kaufen gab. Wie im gleichnamigen Film, wo es am Anfang auf der Texttafel zu lesen ist, waren diese Geschichten auf minderwertigem Papier abgedruckt, was für den günstigen Preis sprach.

 

Das Kuriose an der Aufmachung der Hefte und den dazugehörigen Geschichten könnte nicht unterschiedlicher sein: Die Kurzgeschichten und Romane waren meist von großartiger Qualität, und aus den Autoren wurden später die besten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Zu nennen sind vor allem Raymond Chandler, Dashiell Hammet und Jim Thompson

 

Jim Thompson, der vor seiner Schriftstellerkarriere für Al Capone Schmuggel betrieb, schrieb 1952 den Roman „Der Mörder in mir“. Lou Ford ist Sheriff einer Kleinstadt, hoch angesehen und beliebt. Lou versucht, mit seinen Bürgern respektvoll und sympathisch umzugehen.

 

Doch Lou wird seit einem skandalösen Vorfall in seiner Jugend von seinem Vater strengstens kontrolliert. Lou ist deswegen innerlich von Hass und Wut zerfressen. Heimlich tötet er Menschen, legt dabei klare Spuren, die zu ihm führen, doch die verblendeten Bürger bemerken nichts. Also kann Lou weitermorden, doch für wie lange noch?

 

Für alle, die glauben, Hochliteratur ist schwer zugänglich

Der Prozess von Franz Kafka

 

Über Franz Kafka kann man nur schwärmen! Auch nach hundert Jahren entdeckt die Gen Z Kafka neu und spricht auf BookTok über ihn. Die Einsamkeit, die Kafka in seinem Leben verspürte, zeigt sich nicht nur in seiner Literatur, sondern lässt auch mit der heutigen Generation, die von Ausgangssperren und Pandemie maßgeblich geprägt war, eine Art Gemeinsamkeit zu.

 

In seinem unvollendeten, aber perfekten Roman „Der Prozess“ lässt Kafka seinen Protagonisten „K.“ eine Odyssee erleben, die sich die großen Surrealisten nicht albtraumhafter ausdenken könnten. K. weiß nicht, warum er eines Morgens verhaftet wird. Ihm soll der Prozess gemacht werden, ohne dass ihm gesagt wird, was seine Vergehen waren. Dieser mysteriöse Roman, der den Leser vor allem durch den Schreibstil hypnotisiert, der sich immer schon durch diese einzigartige kafkaeske Handschrift auszeichnete, lässt Kafka bis heute zu einem Novum in der Weltliteratur erstrahlen.

 

Für alle, die die Vollendung der deutschen Sprache zu schätzen wissen

Die Buddenbrooks von Thomas Mann

 

 

Keine Angst vor Thomas Mann! Dieses absolute Opus Magnum, der Literaturklassiker unter der deutschen Literatur, muss man einfach gelesen haben. Vielleicht sollte man nicht am Anfang seiner Lesetour damit beginnen, sondern erst später, wenn man eine gewisse Resilienz gegenüber angeblich schwierigen Büchern der Weltliteratur entwickelt hat.

 

Der Roman handelt von einer Kaufmannsfamilie, deren Oberhaupt Jean große Stücke darauf hält, sein Erbe an seine Kinder weiterzugeben. Doch so gut wie keiner seiner Zöglinge eignet sich dafür, da sie alle die Dysfunktionalität der Familie widerspiegeln. Der Verfall der Familie wäre sicher, wäre da nicht Thomas Buddenbrook, der imstande ist, das Familienerbe fortzuführen.

 

 

Wichtig an diesem Roman sind die unnachahmlichen Sätze, die scheinbar nicht enden wollen, dem Roman aber einen einzigartigen Stil verleihen und in denen man sich verlieren kann. Thomas Mann war bei der Veröffentlichung Anfang 20 und dennoch ist da ein Könner am Werk, dem man getrost vertrauen kann, wenn ein Satz nicht enden will.

 

Es kommt einem vor, als höre man einen leisen Zuruf des Autors, der zum Leser sagt: „Vertrau mir, ich werde diesen langen Satz am Ende wieder zu einem logischen Schlusspunkt bringen, sodass du mitkommen wirst.“ Thomas Manns „Die Buddenbrooks“ ist das Beste, was die deutsche Sprache je hervorgebracht hat.

Für alle, die es romantisch haben wollen

Stolz und Vorurteil von Jane Austen

 

 

Jane Austen gehört zu den legendärsten Schriftstellerinnen der Welt. Ihre Werke sind durch etliche Verfilmungen noch berühmter und populärer geworden. Selbst die heutige Generation bespricht ihre Bücher auf BookTube und BookTok. Das könnte an ihren zeitlosen Geschichten um Liebe, Beziehung und Intrigen liegen, aber naheliegender ist ihr eleganter Schreibstil, der derart sophisticated daherkommt, dass es ein pures Vergnügen ist, jede Zeile zu lesen.

 

 

Im Zentrum von „Stolz und Vorurteil“ steht die reiche englische Familie Bennet. Es geht um die Verheiratung der Kinder, die zwischen 15 und 20 Jahren sind. Die Töchter sollen schnell vermählt werden, da das Erbe der Familie, so sah es das Gesetz im 19. Jahrhundert vor, nur einem männlichen Familienmitglied zustand. Wenn das Familienoberhaupt zu früh sterben würde, würde das Geld einem entfernten Verwandten zustehen. Also kümmert sich die Familie um eine zügig arrangierte Ehe – wäre das nur so einfach.

Für alle, die den amerikanischen Rassismus satt haben

Die Bäume von Percival Everett

 

 

Amerikaner gehören zu den unbelehrbarsten Sorte Mensch schlechthin. Da das US-Volk in der Mehrzahl den wohl dümmsten und gefährlichsten Menschen der Welt gewählt hat, scheint der Untergang endlich gesichert. Es ist nun verboten, schwarze Menschen als „Black“ zu bezeichnen.

 

Der Schriftzug „Black Lives Matter“ wurde in Washington auf der 16. Street NW durch Donald Trumps Anordnung entfernt. Ja, der Höhepunkt unter vielem war dann auch, dass historische schwarze Menschen aus Geschichtsbüchern getilgt wurden.

 

Sklaverei und Kolonialismus dürfen in Schulen nicht mehr unterrichtet werden. Man fragt sich, warum ein Volk den schlimmstmöglichen Kandidaten wählt, der verantwortlich für einen Putschversuch war, bei dem das Kapitol gestürmt wurde und bei dem fünf Menschen den Tod fanden. Wie kann man einen Mann ins mächtigste Amt der Welt wählen, der noch im Wahlkampf über Flüchtlinge behauptete, sie äßen Haustiere? Einen Mann, der als Immobilienmakler Schwarzen keine Wohnungen vermieten wollte und dessen Vater mit dem Ku-Klux-Klan mitlief?

 

Man findet die Antwort in dem sensationellen Roman „Die Bäume“ von Pulitzerpreisträger Percival Everett. In dieser fiktionalen Rachegeschichte geht es genau um diese Trumpisten, die eine Verwandtschaft haben mit denen, die Schwarze an Bäume hängten, Schwarze lynchten und deren Leben verunmöglichten. Zwei schwarze FBI-Agenten werden in ein verschlafenes Nest geschickt.

 

Dort soll ein Schwarzer einen Weißen nicht nur getötet, sondern auch seine Hoden abgeschnitten haben. Dieser schwarze Unbekannte liegt am Tatort, tot und mit den besagten Hoden in der Hand. Aus irgendwelchen Gründen verschwindet diese Leiche immer wieder und landet bei einem weiteren weißen Opfer, immer mit deren Hoden in der toten Hand.

 

Die FBI-Agenten wundern sich zwar, dass die mysteriöse Leiche wie der tote Emmett Till aussieht, aber sie ahnen nicht, was bald das gesamte Land bedrohen wird. Etwa eine Zombieinvasion von ehemals gelynchten Schwarzen, die sich nun an der weißen Bevölkerung rächen?

Für alle, die Science Fiction lieben

Replay - Das zweite Spiel von Ken Grimwood

 

Jeder kennt die Handlung von „Täglich grüßt das Murmeltier“ von Harold Ramis, auch wenn man den Film nicht gesehen hat. Der Vorgänger des Kultfilms ist allerdings ein Roman von Ken Grimwood mit dem Titel „Replay – Das zweite Spiel“, der in Amerika berühmter ist als hierzulande.

 

Das Interessante ist, dass der Film eine vollkommen andere Handlung besitzt als der Roman; nur die Grundmuster wurden übernommen. Was danach folgte, waren etliche Filme und Serien mit dem gleichen Konzept; manche sind durchaus gelungen, viele sind Rohrkrepierer. Doch das Original von Ken Grimwood ist die faszinierendste Version und seinen unzähligen Epigonen bis heute überlegen.

 

Jeff bekommt mit 43 Jahren einen Herzinfarkt und stirbt. Doch er erwacht wieder, und zwar in seinem 18-jährigen pubertierenden Körper. Zuerst zutiefst geschockt über seinen ungewöhnlichen Umstand, gewöhnt sich Jeff daran, wieder von vorne sein Leben zu beginnen.

 

Er bestreitet sein Leben mit Sportwetten, mit denen er ein kleines Vermögen einbringt. Er ist eben jedem in dieser Zeit voraus, weil er die Weltlage bereits kennengelernt hat. Er wird an der Börse zum Tycoon und ein mächtiger Mann.

 

Es gibt allerdings den bitteren Nachgeschmack: Er stirbt jedes Mal in seinem 43. Lebensjahr. Und das immer und immer wieder. Ihm fällt auch auf, dass er nicht alles eins zu eins wiederholen kann und auch seine einstige Frau sich diesmal nicht in ihn verliebt. Sein Kind wird es in den vielen Wiederholungen auch nicht mehr geben.

 

Als er endlich eine Frau namens Pamela kennenlernt und von ihr erfährt, dass sie das gleiche Schicksal teilt, machen sie sich auf den Weg, um mit ihrer Gabe etwas Gutes für die Welt zu tun. Was beide herausfinden werden, könnte sie allerdings daran hindern, denn die ständigen Lebensabschnitte werden mit jedem Mal kürzer.

Für alle, die eine schwere Zeit haben

Eine echt verrückte Story von Ned Vizzini

 

 

Der 15-jährige Craig lebt in New York und befindet sich nicht nur dank der leistungsorientierten Eliteschule, auf die er bald muss, unter enormem Stress; er leidet zunehmend an Depressionen. Als die Leiden unerträglich werden, denkt Craig darüber nach, von der Brooklyn Bridge zu springen.

 

Doch er begibt sich rechtzeitig in die Psychiatrie, um sich helfen zu lassen. Da die Kinderstation renoviert wird, werden die Kinder zu den Erwachsenen gelegt. Auf dieser Station erlebt Craig eine Woche lang eine Zeit, die sein Leben verändern wird.

 

Dieser Jugendroman sei jedem und jeder ans Herz gelegt, die mit Verzweiflung oder Stagnation zu kämpfen haben. Man versinkt regelrecht in die derart plastisch beschriebenen Schilderungen, die der intelligente Craig über die Klinik und seine Mitpatienten macht, dass man denken könnte, man wäre Teil der Geschichte.

 

Großer Anteil an der Authentizität des Romans ist auch dem Grund geschuldet, dass der Schriftsteller Ned Vizzini als Jugendlicher selbst in der Psychiatrie war und seine Eindrücke kurz nach der Entlassung fiktionalisiert innerhalb von drei Wochen in Buchform niederschrieb.

 

„Eine echt verrückte Story“ kommt ohne sentimental zu sein daher, besitzt überhaupt keinen Kitsch und ist in keinem Moment übertrieben, wie es vielleicht manche Filme sind, die in der Psychiatrie spielen. Und dennoch ist dieser Roman emphatisch, warmherzig und lebensbejahend, dass er nicht umsonst mit Preisen überhäuft wurde und auch eine durchaus gute Verfilmung erfuhr.

Für alle, die Fantasy lieben

Die unendliche Geschichte von Michael Ende

 

 

Der elfjährige Bastian ist ein Außenseiter, der eines Tages ein Buch mit dem Titel „Die unendliche Geschichte“ stiehlt und sich in den Text verliert. Dort geht es um das Königreich Phantasien, das von einer Kinderkönigin regiert wird. Doch sie ist schwer erkrankt, also begibt sich der grünhäutige Atréju zusammen mit dem Glücksdrachen Fuchur auf eine Odyssee, um die Königin zu heilen.

 

Er braucht jedoch Unterstützung; ausgerechnet Bastian ist der Einzige, der zu Hilfe kommen muss. Also taucht der Junge kurzerhand in das Buch ein und landet in Phantasien. Aber schafft er es auch wieder zurück in die normale Welt? 

 

Michael Endes Roman ist eine Feier der menschlichen Fantasie. Während Ende der 70er Jahre die deutschen Kritiker das Buch als eskapistischen Quatsch abtaten, wurde es zum riesigen Erfolg.

 

Bis heute genießt „Die unendliche Geschichte“ einen Kultstatus, was nicht verwundert, da das Buch nicht nur fesselt, sondern mit seinem Erfindungsreichtum und seiner Empathie zu begeistern weiß. Michael Ende hasste die Verfilmung seines Romans und zog seinen Namen aus dem Projekt zurück. Der Film ist heute vergessen, Michael Endes Roman ist es nicht.

Schlussplädoyer

Man kann die Liste ins Unendliche erweitern. Dies beweist Folgendes: Das Lesen ist nicht nur eine wahnsinnig schöne Beschäftigung, man lernt nicht nur Wissen kennen, Zahlen, Fakten oder Studien (obwohl auch das wichtig ist), man erfährt auch, wie es ist, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Man kann sich in der Literatur in fremde Gefilde wagen, wo man vielleicht im wahren Leben niemals wäre.

 

Geschichte kann man aus Sachbüchern wunderbar nachvollziehen, aber sich z.B. in eine Gesellschaft hineinzudenken, die etliche Jahrzehnte oder Jahrhunderte vor uns (oder nach uns) existierte, funktioniert in der Fiktion sehr viel plastischer, sodass man durch einen Roman sehr viel besser einen Bezug zur Geschichte hat.

 

Heute werden Meinungen vertreten, dass ein Roman einfach Vergnügen ist, nicht mehr, nicht weniger. Das ist grundfalsch. Es steckt sehr viel mehr dahinter, sodass man durch einen guten Roman sogar noch mehr lernt als aus einem Sachbuch.

 

Deswegen gibt es auch gute Sachbuchautoren, die von der Kritik gelobt und als romanhafte Autoren bezeichnet werden. Durch das Werkzeug des Romans erreicht man sehr viel mehr Leser, ganz einfach, weil die Emotionen dabei angesprochen werden.

 

Der Regisseur Rainer Werner Fassbinder sagte einmal, dass er durch das Kino alle menschlichen Emotionen beigebracht bekam. Das gilt genauso für die Literatur. An alle Lesemuffel da draußen: Worauf wartet ihr denn noch? Leset und erquicket euch!

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